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Erste Bewohner ziehen ins Oberaargauer "Demenzdorf"

In Wiedlisbach ziehen die ersten Bewohner mit Demenz in das "Juradorf" der Alters- und Pflegeeinrichtung Dahlia. Es ist eine Umgebung mit dörflichem Charakter, wo Demenzerkrankte in vertrautem Umfeld leben können.

Ein Dorfplatz mit Brunnen, ein denkmalgeschütztes Haus von 1829 mit einem Dorfladen, ein Bistro, Obstbäume, Vögel und Fledermäuse: Auf dem Gelände des bestehenden Pflegeheims in Wiedlisbach ist eine geschützte Umgebung entstanden, in der sich die demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner frei bewegen können.

Verloren geht aber dennoch niemand, denn das Areal ist hermetisch umschlossen. Die Wege sind zwar verschlungen, führen aber alle mehr oder weniger im Kreis wieder zum Dorfplatz zurück. Die Bewohner müssen also nicht entscheiden, ob sie nun links oder rechts gehen müssen, um "nach Hause" zu finden.

Die Bewohnenden hätten hier mehr Bewegungsfreiheit als in üblichen Einrichtungen in der Schweiz, betonte Urs Lüthi, Direktor von Dahlia Oberaargau, am Donnerstag vor den Medien.

Nächste Woche ziehen die ersten 56 Bewohnenden vom bestehenden Pflegeheim, einem mehrstöckigen Hochhaus, in die neuen mit viel Holz errichteten Wohnhäuser.

Dorfladen und Bistro

Sieben bis acht Personen teilen sich eine Wohnung mit grosser Küche, Aufenthaltsraum und Einzelzimmern, die individuell gestaltet werden können. Gekocht wird in den Wohnungen selber, bei Bedarf unter Mithilfe der zentralen Küche der grossen Alters- und Pflegeeinrichtung.

Im Dorfladen können die Wohngemeinschaften Zutaten oder vorgekochte Gerichte einkaufen, die sie nach Lust und Laune mit selbst Gekochtem ergänzen können.

Auf dem Dorfplatz plätschert ein grosser Brunnen, überall gibt es Sitzgelegenheiten. Eine Gartenlandschaft ergänzt das dörfliche Ambiente. Obstbäume und Spaliere wurden dort gepflanzt, damit die Bewohner die vier Jahreszeiten erleben können. Unter den Dächern nisten Schwalben und auch Fledermäuse gibt es in der ländlichen Umgebung.

Das bestehende Bettenhochhaus wird in einer nächsten Bauetappe um drei Stöcke zurückgebaut, so dass sich der Bau dann besser in die Umgebung integriert.

Holländisches Vorbild

Das Juradorf in Wiedlisbach orientiert sich an einem pionierhaften Projekt in Holland. Die Wiedlisbacher seien mehrfach nach Holland gereist, um sich das Projekt anzuschauen. Nun habe man es auf hiesige Begebenheiten angepasst, sagte Lüthi.

Das Alzheimer-Dorf in Holland geht einen Schritt weiter als das Wiedlisbacher Projekt. In Holland werden zum Beispiel verschiedene Lebensstile angeboten, die sich durch die Art des Essens, den Stil der Einrichtung, typische Tagesabläufe und Tätigkeiten unterscheiden. Der Ort gleicht einem normalen holländischen Dorf, inklusive Kultur- und Vereinsleben.

Das Projekt in den Niederlanden wurde von vielen Fachleuten gelobt, Kritiker hingegen sahen darin eine Scheinwelt, die den Demenzkranken vorgegaukelt werde.

In Wiedlisbach ist alles etwas schweizerisch zurückhaltender geworden, wie ein Rundgang am Freitag zeigte. Die dörfliche Umgebung ist mit dem denkmalgeschützten Gebäude, das nun den Dorfladen beherbergt, und dem Dorfbrunnen durchaus gegeben, wirkt aber nicht aufgesetzt oder konstruiert. Die Wohnhäuser sind nicht bewusst bäuerlich oder rustikal gestaltet, sondern zweckmässig und modern, dafür aber mit viel Holz.

17 Millionen für die erste Etappe

Rund 17 Millionen Franken investierte Dahlia in die erste Etappe, in der ein bestehender Landwirtschaftsbetrieb verlegt und mehrere Wohngruppenhäuser neu gebaut wurden. Die nächste Etappe mit der Verkleinerung des Hochhauses dürfte nochmals etwa zehn Millionen Franken kosten.

Das Juradorf steht allen Menschen unabhängig ihrer finanziellen Verhältnisse offen, Privatpatienten habe man keine, sagte Lüthi. Die Finanzierung des Heimaufenthalts erfolge über die üblichen Kanäle wie Ergänzungsleistungen.

Durch den Umzug einer weiteren Wohngruppe entsteht auf dem Dahlia-Areal in Wiedlisbach Platz, der bald ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden soll, wie Lüthi bekannt gab. (sda)

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