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| Gesellschaft

Kanton Bern erinnert an düsteres Kapitel seiner Geschichte

Der Kanton Bern erinnert an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Die Regierungspräsidentin Christine Häsler (Grüne) hat am Donnerstag im Schloss Köniz das Berner "Zeichen der Erinnerung" vorgestellt.

Bis 1980 waren zahlreiche Kinder und Erwachsene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen betroffen. Der Kanton Bern wolle dafür sorgen, dass diese Schicksale nicht vergessen gehen und sich in Zukunft nicht mehr ereignen, teilte die Berner Staatskanzlei mit.

Gemäss Communiqué betonte Häsler am Eröffnungsanlass, dass Schutzbefohlenen und Menschen, die Unterstützung brauchen, ein verantwortungsbewusstes und empathisches Umfeld zustehe. Das grosse Leid der Betroffenen verdiene ungeteiltes Mitfühlen und absoluten Respekt.

Mehrere Tausend waren Opfer

Das Berner "Zeichen der Erinnerung" sei von einem Projektteam zusammengesetzt aus der Staatskanzlei, Gemeinden, Schulbehörden kirchlichen Organisationen und Betroffenen entstanden. Verding- und Heimkinder, administrativ Versorgte, Zwangsadoptierte, Jenische und Fahrende hätten in beratender Funktion mitgearbeitet.

Von rund 2000 Personen, die heute im Kanton Bern wohnen, sei bekannt, dass sie von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen betroffen waren. Der Kanton geht davon aus, dass es eine gewisse Dunkelziffer gibt und die Zahl deutlich höher ist, schrieb Barbara Studer, Staatsarchivarin des Kantons Bern, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.

Das "Zeichen der Erinnerung" besteht aus fünf Elementen: Einer Erinnerungstafel, die an verschiedenen Orten im Kanton angebracht wird, einer Plakatausstellung, Unterrichtsmaterialien, welche junge Menschen für Recht und Unrecht in gesellschaftlichen Zusammenhängen sensibilisieren sollen, einer Webseite und dem Gedenkanlass vom Donnerstag.

Reissnagel als Symbol

Die Erinnerungstafel zeigt einen Reissnagel, der stellvertretend für die Zwiespältigkeit von Erinnerungen stehe. Einerseits können Erinnerungen schmerzlich sein, aber andererseits können sie auch helfen. Analog dazu könne ein Reissnagel Schmerzen auslösen, er könne aber auch hilfreich sein.

Schmerz und Leid war für viele Verdingkinder Teil des Alltags. Die Kinder wurden bei Pflegefamilien - oft Bauernfamilien - platziert und mussten dabei bei oft schlechter Behandlung arbeiten. Dies geschah in der Schweiz bis ins Jahr 1981.

Im Kanton Bern hatte der Grosse Rat 2006 mit zwei Vorstössen eine Aufarbeitung der Geschichte der Verdingkinder verlangt. Diesem kam der Regierungsrat nach, und 2011 erschien das Buch "Die Behörde beschliesst - zum Wohle des Kindes?". Die Berner Behörden entschuldigten sich im selben Jahr bei den Betroffenen.

Die Plakatausstellung werde von rund 170 bernische Gemeinden und Kirchgemeinden gezeigt, heisst es. So ist sie auf dem Berner Bahnhofplatz und beim Kornhaus zu sehen. Auch andere Städte wie Biel, Thun und Langenthal setzen ein Zeichen gegen das Vergessen. (sda/neo1)

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